Gebrochen

Fraktur heißt „gebrochen“ – in mehrfacher Hinsicht.

Auch mein Verhältnis zu dieser Schrift ist gebrochen und zutiefst ambivalent. Die Fraktur ist tief in der europäischen Typografiegeschichte verwurzelt, und ich schätze ihre Formen. Zugleich trägt sie die Last ihrer politischen Vereinnahmung. Fraktur ist nicht neutral – sie weckt Assoziationen, ruft Erinnerungen hervor, provoziert. Mit dieser Ambivalenz musste ich mich auseinandersetzen.

Eine besonders schöne Variante ist die „Maximilian“, die Rudolf Koch 1917 entworfen hat. Diese Type habe ich gebrochen – im wörtlichen Sinn: fragmentiert, zerschnitten, neu zusammengesetzt. Jeder Großbuchstabe wurde auf ein quadratisches Format reduziert, die neun Buchstaben des Wortes „Gebrochen“ wiederum zu einem neuen Quadrat angeordnet, in Linol geschnitten und gedruckt – in bunten, für die Fraktur untypischen Farben.

Durch das Zerschneiden, Neuordnen und farbige Drucken entstehen neue Formen und Bedeutungen. Aus der gebrochenen Schrift und meinem gebrochenen Verhältnis entsteht ein Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, zwischen Last und Leichtigkeit, zwischen Bedeutung und Befreiung.